Definition

Was versteht man unter Medien bzw. Informationsmedien?

In erster Linie soll sich dieser und alle weiteren Artikel zum Thema "Medienkompetenz" hier in diesem Blog um Medien drehen, die Informationen an Konsumenten/Interessierte transportieren. 

Das Thema Informationsmedium ist außerordentlich vielschichtig und führt leicht zur Desorientierung. Daher möchte ich nur einen schmalen Bereich der Medien ansprechen, die aus meiner Sicht von größtem Belang sind. Dazu gehören meiner Meinung nach vor allem Radio- und Fernsehanstalten, Zeitungen in gedruckter bzw. digitaler Form, soziale Medien im Internet auf Plattformen wie YouTube, facebook, twitter, Instagram und ähnliche. Interessant ist, dass es in den vergangenen Jahren zu einer Spaltung der Medien in sogenannte Massen-Medien auch mainstream-Medien genannt und einer alternativen "Alternative" gekommen ist.

Damit der interessierte Leser einen kleinen Überblick bekommt, möchte ich nun ein paar Ausschnitte aus der reichen Geschichte der Informationsmedien beschreiben.

Wie alles begann

Als erstes Informationsmedium schlecht hin kann man mit Fug und Recht die Sprache benennen. Wir Menschen sind als einzige Lebewesen auf der Erde in der Lage, komplexe Informationen wie Erlebnisse, Zusammenhänge, Meinungen, Gefühle ja sogar Prognosen etc. auszutauschen. Diese außergewöhnliche Fähigkeit ist untrennbar mit dem Intellekt und unserer Persönlichkeit verbunden. Das wiederum birgt ein Problem in sich, dessen man sich ständig bewusst sein sollte.

Sobald jemand eine Information mit einem anderen Menschen oder einer Gruppe teilen möchte, wird zusammen mit der einfachen Begebenheit auch die mehr oder weniger reiche Interpretation der Erzählung verbunden sein. Diese wiederum wird mit einigen oder zahlreichen Eigenschaftswörtern so gestaltet, dass das Gegenüber dem Erzähler / Informationsgeber ausreichende Aufmerksamkeit zubilligt. Denn sobald Langeweile aufkommt, ist das Interesse an den Informationen nicht mehr gegeben und der Zuhörer verloren.

Dieser Umstand führt unter anderem schnell dazu, dass die Ausschmückungen der Information reicher werden, es werden gerne Superlativen verwendet und der Gehalt der Information wird zu Gunsten der Attraktivität leicht bis moderat verändert. Wird nun das Erzählte von einer Person, die bei der berichteten Begebenheit nicht dabei war weitergegeben, dann verändern sich durch die oben beschriebenen Effekte die Begebenheiten in der Geschichte zusehends. Wir kennen das alle vom Spiel "Stille Post". Das ist ein ganz normaler Prozess und sollte vom Zuhörer auf jeden Fall berücksichtigt werden. Kurz, wenn jemand etwas von einer Begebenheit erzählt, bei der dieser dabei war, sollte man trotzdem dieser Erzählung leicht kritisch gegenüber stehen. Sollte jemand etwas erzählen, das diesem selbst nur berichtet wurde - wo und wie auch immer - ist äußerste Vorsicht und kritisches Hinterfragen mehr als angebracht. Auf gut deutsch: man darf nicht alles glauben, was einem erzählt wird …

Ein weiteres Phänomen hat Gustave Le Bon, ein französischer Mediziner, Anthropologe, Psychologe und Soziologe in seinem Buch "Psychologie der Massen" um die Jahrhundertwende zum 20. Jh beschrieben. Wenn beispielsweise eine Person, die von vielen Menschen respektiert, verehrt, hochgeachtet, vielleicht sogar gefürchtet wird, etwas behauptet gesehen bzw. erlebt zu haben, dann sind automatisch alle davon blind überzeugt, ohne auch nur ansatzweise das Erzählte kritisch zu hinterfragen oder die Richtigkeit überprüft zu haben. Das führt sogar soweit, dass Menschen überzeugt sind, Dinge gesehen oder Begebenheiten erlebt zu haben, die gar nicht vorhanden sind, bzw. nie stattgefunden haben. Dafür gäbe es in der Geschichte unzählige Beispiele, meint Le Bon.

Ich möchte nur ein Beispiel aus seinem Buch herausgreifen, das recht deutlich beschreibt, was damit gemeint ist. Nach einem Sturm fährt ein Schiff hinaus in den Süd-Atlantik um nach Schiffbrüchigen Ausschau zu halten. Es dauert nicht lange, da meldet der Matrose im Ausguck, dass er ein Schiff in Seenot erblickt habe. Es habe Beiboote heruntergelassen in denen Fahnen ähnlich eines Notsignales geschwungen werden. Sämtliche auf dem Schiff befindliche Seeleute bis hin zum Kapitän haben genau das selbe gesehen. Als nun die Rettungsaktion anlief und Boote zu Wasser gelassen wurden, die zu den "Verunglückten" hingerudert wurden, erblickten sie lediglich einen bzw. mehrere Baumstämme und Holzstücke im Wasser treiben. Von einem Schiff in Seenot keine Spur.

Zusammenfassend muss gesagt werden, dass mündliche Überlieferungen, so großartig die Fähigkeit der Sprache auch ist, oft wenig bis sehr wenig Wahrheitsgehalt beinhalten. Ich will nicht sagen, dass nicht auch vollkommen wahrheitsgetreue Informationen erzählt werden können, nur sobald diese durch bzw. über mehrere Personen übermittelt wird, ist gesunder Zweifel und Hinterfragen mehr als angebracht.

Die Entwicklung der Schrift

Die erste bis heute überlieferte Schrift stammt von den Sumerern in Mesopotamien. Hier wurde mit Holzkeilen Zeichen in den feuchten Ton gedrückt, die in Teilen bis heute erhalten geblieben sind. Diese sogenannte Keilschrift konnte weitestgehend entschlüsselt werden, somit haben die Wissenschaftler, allen voran die Anthropologen und Historiker, wertvolle und wichtige Informationen über das Leben in einer Zivilisation, die vor mehreren tausend Jahren auf unserer Erde ein zwischenmenschliches Zusammenleben meistern musste.

Informationsmedien, die auf einer Schrift beruhen, sind nicht mehr so einfach zu verändern, wie beispielsweise mündliche Überlieferungen. Eine unter Umständen stattfindende Manipulation der Information findet hauptsächlich durch den Autor selbst statt. Je seriöser dieser arbeitet, desto mehr Aussagekraft und Wahrheitsgehalt haben diese Berichte. Nach dem Aufschreiben wird der Text erst wieder beim mündlichen "Weitertransport" verändert - also wenn jemand, der das Medium gelesen hat, die Berichte weitererzählt und unweigerlich eigene Ansichten und Interpretationen hinzufügt.

Über viele Jahrtausende wurde die Schrift nur sehr eingeschränkt von den Herrschenden und den Eliten in der Gesellschaft verwendet wurde - nur wenigen war es möglich, lesen und schreiben zu lernen. Das muss bei der Interpretation der aufgeschriebenen Informationen unbedingt mit berücksichtigt werden. Es waren grundsätzlich Gedanken und Begebenheiten, die Könige, Regenten, Machthaber und Denker von Völkern betrafen, die niedergeschrieben wurden. Diese Informationen waren in der Zeit der Entstehung nur wenigen zugänglich. Wichtige, für das Volk gedachte Berichte, Regeln oder Informationen wurden vorgelesen und mündlich weiter verbreitet. Mit dem oben beschriebenen Nachteil, dass der Inhalt mit jeder Person mehr oder weniger verändert wird.

Eine Revolution fand im 15. Jahrhundert durch die Erfindung des Buchdruckes mit beweglichen Lettern von Johannes Gutenberg statt. Damit konnten schriftliche Berichte wesentlich schneller und weiter im Volk verbreitet werden. Trotzdem waren zu dieser Zeit ein Großteil der Bevölkerung immer noch Analphabeten und konnten so auf schriftliche Infos nicht oder nur sehr schlecht zugreifen bzw. davon profitieren.

Erste Flugblätter und Zeitungen entstehen

Das Wort Zeitung kam um 1300 als zīdunge auf, das auf den mittelniederdeutschen und mittelniederländischen Begriff tīdinge zurückgeht: Nachricht, also Neuigkeiten zum Danachrichten (Quelle: Wikipedia). Mit dem Buchdruck konnten nun auch regelmäßig erscheinende Druckwerke produziert werden, die schriftlichen Inhalt in Form von in sich abgeschlossenen Texten - Zeitungsartikel - transportieren.

In Österreich entstanden die ersten zeitungsähnlichen Medien 1589. Sie hießen "Fuggerzeitungen" und waren Blätter mit (hand-)schriftlichen Inhalten, die von speziellen Boten zu den "Abonnenten" geliefert wurden.

Das erste gedruckte Nachrichtenblatt, das die Bezeichnung einer Zeitung im modernen Sinn verdient, war die Relation. Sie wurde von Johann Carolus gegründet und erschien ab der zweiten oder dritten Septemberwoche des Jahres 1605 einmal wöchentlich in Straßburg im Elsass.

Schulpflicht und Lesen für die breite Masse

1774 wurde bekanntlich von Kaiserin Maria Theresia die Schulpflicht in der Österreich-Ungarischen Monarchie eingeführt. Das hatte zur Folge, dass einer breiten Masse in der Bevölkerung wichtige Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen erschlossen wurde. Ab jetzt konnten Informationen mit einer unvergleichlich höheren Geschwindigkeit unter das Volk gebracht sprich verbreitet werden. Im Prinzip kann man erst ab diesem Zeitpunkt von "Massenmedien" in unserer heutigen Bedeutung sprechen.

Radio und Fernsehen

Eine weitere Revolution löste die Erfindung der drahtlosen Informationsweitergabe mit Hilfe von Radiowellen in der Medienlandschaft aus. Im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich das Radio und wurde im Laufe der Zeit Teil unserer Gesellschaft. Ich möchte nicht weiter in die Tiefe dieser Geschichte bzw. Entwicklung eintauchen und verweise auf viel detailliertere Informationen in Wikipedia oder anderen Enzyklopädien.

Erwähnenswert in dieser Beziehung ist jedenfalls die Bedeutung des Radios unter der Herrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland. Adolf Hitler und sein Regierungsstab allen voran Reichspropagandaminister Joseph Göbbels nutzten das Radio exorbitant zum Verbreiten ihrer Ideologien unter dem deutschen Volk. Da war es nicht verwunderlich, dass im damaligen 3. Reich der Volksempfänger, ein in großen Mengen produzierbares und für jeden leistbares Radiogerät entwickelt wurde. Bekanntlich ist es auch nicht zwangsläufig notwendig, lesen und schreiben zu können, um die Berichte und Nachrichten die über Radioanstalten gesendet werden, aufnehmen zu können. Das Radio kann den ganzen Tag neben normalen Arbeiten laufen und bietet Unterhaltung gepaart mit eingestreuten Informationen zum Weltgeschehen, die so ganz nebenbei aufgenommen werden. Das perfekte Medium für propagandistische Zwecke.

Gustave Le Bon, den ich schon weiter oben zitiert habe, stellt in seinem berühmten Werk "Psychologie der Massen" weiters fest, dass Bilder einen sehr starken Einfluss auf uns Menschen haben. Die Redensart "ein Bild sagt mehr als 1000 Worte" kommt nicht von ungefähr und beschreibt deutlich, wie mächtig optische Eindrucke sind. Daher war nach der Entwicklung und Etablierung des Radios ein visuelles Pendant unverzichtbar.

Wenn ein Bild mehr als 1000 Worte sagt, wie ist es dann mit vielen Bildern? Vielleicht sogar bewegte Bilder?

Wie man leicht vermuten kann, ist das bewegte Bild sprich der Film, ein außergewöhnlich mächtiges Medium. Mit dem Film kann man unvergleichlich schneller und bequemer beim Zuseher Emotionen wecken und damit indirekt Einfluss auf die Konsumenten ausüben. Der/die BenutzerIn braucht sich nicht mit Wörtern und Sätzen eines Artikels auseinander setzen. Er oder sie sitzt mehr oder weniger bequem in einem Kino oder spöter - nach der Etablierung des Fernsehens - im Wohnzimmer und konsumiert Filme, die in der Regel mit der Nachricht unterlegt werden. Dabei ist es extrem einfach, die Menschen zu beeinflussen, denn die Zuseher gehen davon aus, dass die gesprochene Nachricht wahr ist, da sie ja mit Bildern belegt ist. Kaum jemand hinterfragt, ob Nachricht und Bilder überhaupt zusammen passen, ob es die selbe Begebenheit ist, die mit der Information dargestellt wird. Ein geschulter Redakteur weiß genau, welche Bilder welche Emotionen erzeugen und kann somit den Zuseher mit einfachsten Mitteln in die gewünschte Stimmung versetzen. Dieser Umstand ist selbstredend auch unseren Regierungsoberhäuptern, Politikern und allen anderen, die uns beeinflussen möchten, wie der Handel und die Industrie, bewusst. Und jetzt wissen sie es auch ;-)

Das Netz der Netze

Die bis dato jüngste Revolution in der Medienlandschaft ist die Erfindung und Einführung des Internet. Aus meiner Sicht ist durch die unschlagbare Geschwindigkeit, in der sich Nachrichten über das Netz verbreiten können, das Internet derzeit das wichtigste und mächtigste Medium, das wir kennen. Dagegen sieht Radio und TV alt aus und Printmedien bekommen schon fast einen antiken Touch.

Es kann und wird sowohl von großen Medienkonzernen dazu benutzt, News und Inhalte zu verbreiten. Aber im Internet gibt es seit geraumer Zeit unzählige freie, unabhängige Menschen, die Informationen meist über Themen, die ihnen sehr am Herzen liegen, mit mehr oder weniger Reichweite anbieten. Manchmal arbeiten solche Content-Produzenten ohne finanzielles Interesse, manchmal wird bei den Benutzern um Unterstützung für ihre Arbeit gebeten (Stichwort Patreon). Einige finanzieren sich sogar teilweise oder komplett aus Werbeeinnahmen, beispielsweise über YouTube und der Monetarisierung der hergestellten Videos. Dazu jedoch benötigt man schon eine entsprechend hohe Reichweite, sprich Abonnenten und Klick-Zahlen. Zu diesen kommt man jedoch nicht ganz einfach. Und hier beginnt es aus meiner Sicht sehr oft problematisch zu werden. Denn nicht wenige "YouTuber" die sich über diese Plattform ihren Lebensunterhalt verdienen, sind auf Gedeih und Verderb auf Reichweite angewiesen. Nicht selten helfen dabei im Hintergrund agierende und unbekannt bleibende Agenturen mit einem entsprechenden Budget. Sobald Kapital auf diese Weise im Spiel ist, ist es mit der Unabhängigkeit des/der YouTuberIn vorbei. Denn mit finanzieller Unterstützung ist auch eine bestimmte Forderung verbunden. Dazu aber in einem späteren Artikel mehr.

Das war ein kurzer und knapper Überblick über die Geschichte unserer Medien, mit denen Nachrichten und Informationen übermittelt werden. Selbstverständlich sind viele Bereiche nur sehr oberflächlich angekratzt worden. Mehr ist meines Erachtens aber nicht notwendig, um sich in weiterer Folge eine starke Medienkompetenz zu erarbeiten.

Vielen herzlichen Dank für das geschätzte Interesse - vor allem, wenn sie bis hier her gekommen sind, gebührt ihnen schon fast ein Orden.

 

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